Klassikerlesung | 06.12. bis 22.12. 2023 Johann Karl August Musäus: Legenden von Rübezahl

Johann Karl August Musäus (1735 -1787) war dafür bekannt, stets ein offenes Ohr zu haben: nämlich für den Aberglauben und die Geschichten, die man sich im Volk erzählte. Oft versammelte er in seiner Stube lauter alte Frauen mit ihren Spinnrädern, die ihm Sagen und Geschichten erzählten, mit raffiniertem Sprachwitz und teils derber Komik. Wir verdanken Musäus auch die literarische Bearbeitung der fünf "Legenden von Rübezahl".

Um den hünenhaften Berggeist Rübezahl, der in den Wäldern des Riesengebirges haust, der das Wetter beherrscht und dessen Rache fürchterlich ist, ranken sich schon seit Jahrhunderten zahlreiche Geschichten und Legenden. Er wird als sehr widersprüchliches Wesen beschrieben. Während er heute noch der "wärmste Freund" ist, kann er morgen schon "fremd und kalt" sein. Er ist zugleich "schalkhaft und bieder, störrisch und beugsam, eitel und empfindsam". Der Berggeist erscheint den Menschen in verschiedener Gestalt. Ob Wanderer oder Bergarbeiter, Kräutersammler, Heiler oder einfache Dorfbewohner – sie alle treffen auf den unberechenbaren und mächtigen Berggeist Rübezahl.

Johann Karl August Musäus wurde 1735 in Jena als Sohn eines Landrichters geboren. Von 1754 bis 1758 studierte er dort Theologie und klassische Philologie. Nach seinem Studium kam der junge Hofmeister nach Weimar und rezensierte dort etwa 350 Neuerscheinungen für die "Allgemeine deutsche Bibliothek", die Friedrich Nicolai damals als Zentralorgan der Deutschen Aufklärung publizierte.

1769 ernannte ihn die Herzogin Anna Amalia zum Professor für klassische Sprachen am Weimarer Gymnasium. Von diesem Zeitpunkt an besaß Johann Karl August Musäus ein gesichertes Einkommen und konnte so seine eigenen Projekte vorantreiben. Bekannte Werke von ihm sind unter anderem der satirische Roman "Physiognomische Reisen" (1789/79) und die "Volksmärchen der Deutschen" (1782-86). Musäus starb 1787 in Weimar.

Otto Mellies wurde am 19. Januar 1931 in Stolp in Pommern geboren. Mit 14 Jahren verlor er fast seine gesamte Familie im Krieg und musste sich allein durchschlagen, z. B. als Pferdepfleger für russische Soldaten. Mit 16 Jahren bewarb er sich am Schweriner Theater. Er nahm Schauspielunterricht bei Lucie Höflich, arbeitete auf verschiedenen Bühnen im Osten Deutschlands.

1956 holte Intendant Wolfgang Langhoff ihn ans Deutsche Theater in Berlin, dem der Schauspieler lange als Gast angehörte. Immer wieder sah man ihn auch im Fernsehen. Neben seiner umfangreichen Theaterarbeit, arbeitete Otto Mellies oft Synchron- und Hörspielsprecher. Er lieh seine wundervoll sonore Stimme unter anderem den Schauspielern Paul Newman, Christopher Lee und Sean Connery. Otto Mellies starb am 26. April 2020.

MDR KULTUR Klassikerlesung
06.12. - 22.12. 2023
Johann Karl August Musäus: Legenden von Rübezahl (13 Folgen)
Es liest: Otto Mellies
Produktion: RBB 2002

Sendung im Radio: 06.12. - 22.12. 2023 | Montag bis Freitag 15:10 Uhr

Die Lesung steht hier bis zum 6. Juni 2024 zum Hören bereit.
Die 13 im Radio ausgestrahlten Folgen sind online in 5 etwa halbstündige Teile zusammengefasst.